Planungen Ruhe vor dem großen Sturm?

Foto: IMAGO / Jan Huebner
Foto: IMAGO / Jan Huebner

Die Fußball-WM im Sommer könnte dem kommenden Transferfenster zusätzliche Brisanz verleihen. Auch deutsche Profis sind auf einen Wechsel angewiesen. Eintracht Frankfurt präsentiert einen weiteren Stürmer.

Für die Nationalspieler Niclas Füllkrug und Marc-André ter Stegen beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Für die Krisenclubs der ersten Saisonhälfte ist es die letzte Möglichkeit für Verstärkungen – und für die finanzstarken Vereine kann endlich die nächste Shoppingtour losgehen. Wenn zu Beginn des neuen Jahres das Transferfenster in der Fußball-Bundesliga und vielen anderen europäischen Ligen öffnet, spielen dieses Mal nicht nur die Saisonziele der Vereine eine Rolle, sondern auch die persönlichen Hoffnungen für den kommenden Sommer.

Denn die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko wirft schon jetzt ihre Schatten voraus. Profis wie Füllkrug oder ter Stegen bleibt nur noch ein halbes Jahr Zeit, um sich für den Kader der deutschen Nationalmannschaft zu empfehlen. So steht Füllkrug kurz vor einem Wechsel zur AC Mailand, nachdem der Stürmer beim englischen Club West Ham United in dieser Saison kaum noch zum Zug gekommen war.

Wie geht es für ter Stegen weiter?

Die Zeichen von Bundestrainer Julian Nagelsmann sind jedenfalls eindeutig: Er will Spieler mit Spielpraxis im Kader haben. Das gilt auch für Keeper ter Stegen, der beim FC Barcelona nicht mehr die Nummer eins ist – und es in der Nationalmannschaft nur ist, wenn er auch Spielpraxis sammelt.

„Egal, ob es für ihn in Barcelona oder woanders weitergeht, am Ende muss er spielen. Und dann gönnen wir es ihm alle, wenn er nach vielen Jahren als Weltklasse-Torwart hinter Manuel Neuer die Möglichkeit bekommt, bei einer WM im Tor zu stehen“, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler dem „Kicker“. Doch bisher gibt es um den Torwart nur vage Gerüchte und wenig konkrete Transferziele. Laut dem spanischen Nachrichtenportal „Sport“ soll der 33-Jährige vor einer Leihe zum abstiegsgefährdeten Ligakonkurrenten FC Girona aus Katalonien stehen. Ein Wechsel für die WM-Teilnahme ist jedenfalls alternativlos.

Ähnlich wie ter Stegen stehen in der Bundesliga Niklas Süle von Borussia Dortmund und Timo Werner von RB Leipzig vor dem Absprung. Beide zählten einst zum Stamm des DFB-Kaders. Inzwischen sind sie sowohl bei der Nationalmannschaft als auch bei ihren Vereinen kaum noch ein Thema. Während Werner mit den San José Earthquakes aus der nordamerikanischen Liga MLS in Verbindung gebracht wird, ist laut der italienischen Zeitung „La Gazzetta dello Sport“ die AC Mailand auch an Süle interessiert.

Die Bayern können sich zurücklehnen

Abgesehen davon läuft die Gerüchteküche in der Bundesliga noch nicht wirklich heiß. Primus FC Bayern München hat nach einer starken ersten Saisonhälfte keinen triftigen Grund, um auf Shoppingtour zu gehen. Sportvorstand Max Eberl schloss Wintertransfers sogar aus. „Wir schauen nicht nach draußen, weil wir unseren Kader haben. Wir können natürlich jetzt im Winter Dinge vorbereiten, die vielleicht im Sommer interessant werden können. Aber im Winter werden wir nichts Externes dazuholen“, erklärte er.

Zumal mit Jamal Musiala nach seiner schweren Verletzung von der Club-WM im vergangenen Sommer quasi ein neuer Spieler aus dem internen Kreis in den Kader zurückkehren wird. Stattdessen wollen sich die Bayern auf mögliche Vertragsverlängerungen fokussieren. Immerhin laufen die Verträge von Kapitän Manuel Neuer sowie Dayot Upamecano, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Raphaël Guerreiro aus.

Kellerteams unter Zugzwang

Auch anderswo sind in Deutschland weder große Summen noch große Namen zu erwarten. Eintracht Frankfurt hat zum 1. Januar Zweitliga-Torjäger Younes Ebnoutalib von der SV Elversberg für Medienberichten zufolge acht Millionen Euro verpflichtet. Unter Zugzwang stehen die Kellerkinder FC St. Pauli, 1. FC Heidenheim und der FSV Mainz 05, die wohl alle zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nutzen werden, um den Absturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern.

„Wir haben den Markt sondiert und werden jetzt schauen, was möglich ist. Wenn es irgendwie geht, wollen wir natürlich Veränderungen herbeiführen, um eine bessere Rückrunde spielen zu können“, hatte der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel zuletzt gesagt. Der 62-Jährige äußerte aber auch: „Niemand wird sich darum reißen, zum Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga zu wechseln.“

Englischer Krisenclub mit üppigem Winter-Budget

So viel Geld wie die finanzstarken Premier-League-Vereine wird der FSV nicht in die Hand nehmen können. Nach Angaben der englischen Boulevard-Zeitung „The Sun“ stehen allein den Tottenham Hotspur, die sich derzeit nur im grauen Tabellenmittelfeld der Liga befinden, im Winter 150 Millionen Pfund (rund 170 Millionen Euro) für Zugänge zur Verfügung.

International im Fokus steht Ligarivale FC Liverpool, nachdem 145-Millionen-Euro-Mann Alexander Isak wegen einer Knöchelverletzung und eines Wadenbeinbruchs monatelang ausfallen wird. Nach dem Mega-Transfersommer sind laut einem Bericht des Portals „The Athletic“ aber keine Schnellschüsse beim Club um Nationalspieler Florian Wirtz geplant, obwohl obendrein auch noch der Abschied des ägyptischen Stürmerstars Mohamed Salah droht. Der 33-Jährige nimmt nach seinem Zoff mit Liverpool-Coach Arne Slot derzeit am Afrika Cup in Marokko teil. Eine Rückkehr zu den Reds ist ungewiss.

Afrika Cup als Risiko

Egal, ob großer oder kleiner Geldbeutel – die Verantwortlichen jener Clubs, die Spieler für den Afrika Cup abstellen mussten, werden hoffen, dass ihre Profis im Januar gesund zurückkehren. Auch wenn noch Zeit bleibt, um auf Verletzungen zu reagieren. Das Finale in Rabat findet am 18. Januar statt. Das Transferfenster endet Anfang Februar – bis dahin dürften die wilden Spekulationen dann auch längst an Fahrt aufgenommen haben.

„Musste Tränen zurückhalten“

Eintracht Frankfurt hat unterdessen bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Für Zweitliga-Torjäger Younes Ebnoutalib ist mit dem Wechsel nach Frankfurt ein Traum in Erfüllung gegangen. Der Deutsch-Marokkaner findet alles „sehr krass“. Für ihn ist die Rückkehr nach Frankfurt mit großen Emotionen verbunden. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, das bedeutet mir sehr viel. Für die Eintracht zu spielen, war für mich immer ein Kindheitstraum“, sagte der 22-Jährige nach seinem Wechsel von der SV Elversberg an den Main in einem PR-Interview seines neuen Clubs. „Ich musste bei der Vertragsunterschrift die Tränen zurückhalten.“

Der hessische Fußball-Bundesligist hat den Zweitliga-Shootingstar mit einem Vertrag bis 2031 ausgestattet.

„Ich freue mich unheimlich“

„Es ging alles sehr schnell. Es fühlt sich an, wie ein Traum. Noch kann ich es nicht richtig realisieren, ich freue mich unheimlich“, sagte Ebnoutalib. „Für seine eigene Stadt zu spielen, ist schon sehr krass. Ich bin einfach nur glücklich.“ Bei der Vertragsunterschrift begleitete ihn seine Familie, die in Frankfurt verwurzelt ist.

Ebnoutalib spielte vor gut einem Jahr noch in der Regionalliga für den FC Gießen. Im vergangenen Winter wechselte er für gerade einmal rund 50.000 Euro nach Elversberg und entwickelte sich dort in der laufenden Zweitliga-Saison zum Senkrechtstarter. Er führt die Torschützenliste mit zwölf Treffern an.

Straßenfußball in Frankfurt

„Beim FC Kalbach habe ich dann angefangen, richtig zu trainieren. Privat habe ich aber noch in Heddernheim geübt, das war direkt vor meiner Haustür“, erzählte Ebnoutalib über seine Kindheit am Main. „Und an unserer Schule im Nordwesten gab es einen kleinen Soccerplatz, dort haben wir oft gespielt – Straßenfußball, einfach gekickt und Spaß gehabt. Ich bin ein Straßenfußballer.“

Als Jugendlicher spielte der Fußballer nie für die Eintracht, sondern für Rot-Weiß Frankfurt und den SV Wehen Wiesbaden. Nach seiner Zeit in Italien bei AC Perugia war er ein halbes Jahr lang arbeitslos, ehe er nach Gießen wechselte. (Christian Johner/Ulrike John, dpa)

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10 Kommentare
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  1. Gude Morsche,
    Der letzte Tag im alten Jahr ,,,

  2. Gemoije,
    kommt gut rein.

  3. Skhiri ist nach einem 1:1 von Tunesien gegen Tansania für die nächste Runde qualifiziert.

    https://www.kicker.de/tansania.....110/ticker

  4. Skhiri haben wir gut fit gemacht – drei Spiele durchgespielt.

  5. Morsche.
    Guten Rutsch für alle!
    Möge uns das neue Jahr besseren und schöneren Fußball bescheren.
    Und erfolgreich soll er bitte auch sein…
    Es wäre ein Träumchen, wenn der Ebi in seiner Heimatstadt gleich zünden würde, fast schon zu kitschig.

  6. Lasst ihn doch erstmal ankommen, anstatt ihn gleich mit Erwartungen zu überfrachten.

  7. Servus ,Moin, Gude
    startet gut ins neue Jahr 2026 bleibt gesund und lasst Euch nicht ärgern.
    Ich denke wir werden mit unserer Eintracht spannenden guten und erfolgreichen Fussball erleben dürfen .

  8. ZITAT:
    „Skhiri haben wir gut fit gemacht – drei Spiele durchgespielt.“

    Aufgrund seiner Ausfallszeiten könnte dem Skhiri der Afrika Cup mit erfolgreicher Wettkampfpraxis weiterhelfen. Oder bin ich schon wieder naiv.

  9. Nicht mehr als sonst, Murmel… ;)

    Rutscht gut.

  10. Allen ein angenehmes Jahresende und vielen Dank an alle, dass wir in diesen insgesamt doch stürmischeren Zeiten hier zum Großteil gut miteinander auskommen. Der Dank geht auch erneut an die Redaktion für dieses kleine, aber feine Habitat.

 

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